„Birden mit Bene“ – Es lebe der Zentralfriedhof

An einem kühlen Januarmorgen machten wir uns auf zu einer ganz besonderen Besichtigungstour unter dem Motto: „Birden mit Bene“ – Es lebe der Zentralfriedhof. Mit dicken Jacken und einem Hauch von Neugier in den Augen begaben wir uns auf einen vom OVH geführten Spaziergang. Was zunächst wie ein ungewohnter frühmorgendlicher Ausflug begann, verwandelte sich dank der fachkundigen Erläuterungen und Begleitung durch erfahrene Ornithologen bald in ein beeindruckendes Naturerlebnis.

Über Nacht hatte sich die Landschaft in eine stille, glitzernde Welt verwandelt. Die Bäume waren kahl, und die Landschaft mit einer zarten Schicht aus Raureif bedeckt. Während wir über die Wege schlenderten, hielten wir gelegentlich inne und lauschten den Stimmen der Vögel, die trotz der winterlichen Temperaturen fröhlich zwitscherten. Die Ornithologen führten uns mit viel Enthusiasmus und Wissen durch die verschiedenen Bereiche des Friedhofs und verwiesen auf die unterschiedlichsten Vogelarten, die sich zwischen den Grabsteinen und alten Bäumen versteckten.

Mit den bereit gestellten Ferngläsern ausgerüstet, beobachteten wir eine Gruppe von Rotkehlchen, die lebhaft umher hüpften, während ein paar Amseln, Meisen und Sperlinge in der Nähe nach Nahrung suchten.

Die Experten erklärten uns die Besonderheiten der einzelnen Arten, ihre Lebensgewohnheiten und wie sie sich an die winterlichen Bedingungen anpassen. Es war faszinierend zu erfahren, dass viele Vögel auch im Winter aktiv sind und sich auf ihre eigenen Überlebensstrategien verlassen.

Zahlreiche Kernbeißer aber auch Drosseln, Spechte, Gimpel, Grünfinken, Goldammern, Erlenzeisige, Stieglitze, Zaunkönige, Kleiber, Eichelhäher, Elstern, Raben, Krähen und sogar ein verlassenes Hornissennest, ein paar Eichhörnchen und etliche Tierspuren im Schnee konnten wir dank der fachkundigen Führung an diesem Vormittag entdecken.

Wir bemerkten schnell, dass viele Arten, die wir im Sommer einfach übersehen würden, nun auch für ungeübte Beobachter in den Bäumen und Sträuchern wesentlich leichter zu entdecken waren.

Als unser Spaziergang sich dem Ende zuneigte, waren die Wolken aufgerissen, und die Sonne schickte ersten Strahlen über diesen Ort der Ruhe und Besinnung. Der Austausch mit den Ornithologen und die Faszination für Natur und Tierwelt bereicherten unser Erlebnis. Wir hatten nicht nur Vögel beobachtet, sondern auch die Schönheit der Natur in ihrer winterlichen Pracht erlebt.

Der Zentralfriedhof, oft als melancholisch wahrgenommen, präsentierte sich uns als lebendiger Ort, der voller Geschichten und Geheimnisse war. Mit einem letzten Blick auf die silhouettenhaften Bäume und dem Gesang der Vögel im Ohr verließen wir diesen besonderen Ort. Der frühe Spaziergang im Januar hatte uns gelehrt, die kleinen Wunder der Natur zu schätzen, selbst an etwas kühleren Tagen.